Wasserstoff aus der Sicht eines Ferngasbetreibers, hier Open Grid Europe

Datum des Artikels 27.11.2020

In unserer Reihe „Wasserstoff [H2] – Stoff der Zukunft“ ein Beitrag von Karsten Fresse, Strategie und Unternehmensentwicklung, bei der Open Grid Europe GmbH (OGE) mit Sitz in Essen.

Der Beitrag ist auf YouTube und Facebook ab Freitag 20.11. 15:30 Uhr verfügbar

Spätestens 2050 wollen Deutschland und Europa in Ihrem Energieverbrauch klimaneutral sein. OGE transportiert heute mit 700 TWh etwa 1/4 des deutschen Energiebedarfs. Was transportiert der grösste Ferngasbetreiber in Deutschland 2050? Wenn wir es richtig machen, so Kasten Freese, Wasserstoff, grüner Wasserstoff!

Im Gesamtenergieverbrauch (also inklusive der Industrie) hat die elektrische Energie heute einen Anteil von ca. 20% (510 TWh), davon werden bereits knapp 37% als erneuerbare Energie erzeugt. Der grösste Teil, 80 % oder 1.894 TWh, wird aus molekularer Energie gewonnen, hauptsächlich Kohle, Kernenergie, Öl, Gas sowie (weniger als 10%) bereits grün (z.B. Biomethan).
Bis 2023 werden alle Kernkraftwerke vom Netz gehen, der Ausstieg aus der Kohle ist beschlossen. Die Spitzenlast in Deutschland beträgt 80 GW. Dabei kann 2023 der Anteil erneuerbarer Energie in der Spitze bereits auf über 135 GW steigen, fällt jedoch in wind- und sonnenarmen Zeiten stark. Von 8.760 Stunden im Jahr können nur etwa 1.000 Stunden aus Photovoltaik, 2000 h aus Wind On-Shore und etwa 4.000h aus Windanlagen auf dem Meer direkt genutzt werden. Während es starke Spitzen gibt, in denen mehr erneuerbarer Strom als benötigt erzeugt wird, wird Strom ansonsten in Gaskraftwerken erzeugt, die an das Gasnetzwerk angeschlossen sind.

Batterien sind Teil der Lösung, können dies von der Kapazität her nur zum geringen Teil leisten. Dagegen kann mit „Power2Gas“ Strom aus erneuerbarer Energie in Wasserstoff umgewandelt werden und in die bestehenden Gasnetzwerke eingespeist werden. Wenn Wasserstoff CO2-neutral aus Wind- oder Solarstrom erzeugt wird, spricht man vom grünen Wasserstoff. Aktuell werden aber Windräder und Photovoltaik in Spitzenzeiten eher abgeschaltet oder der mit negativem Preis ins Ausland verkauft, anstatt für die Umwandlung in grünen Wasserstoff genutzt zu werden.

Die meisten der vorhanden Erdgasleitung sind mit geringem Umstellungsaufwand in der Lage Wasserstoff zu transportieren. Durch die vorhandenen Gasnetze, mit denen Kerneuropa bereits mit Spanien, Afrika und dem mittleren Osten verbunden, so dass von dort auch Wasserstoff aus erneuerbaren Energien importiert werden kann.
Um den Transport von Wasserstoff im Gasnetz praktisch zu erproben, wird im Projekt GET H2 Nukleus bis 2023 über 100 km Erdgasleitung auf grünen Wasserstoff umgestellt. Dort wird im Emsland in Lingen aus überschüssiger Windenergie mit Power2Gas Wasserstoff erzeugt und z.B. im Chemiepark in Marl von Evonik und der Ruhr Oel Raffinerie von BP in Gelsenkirchen genutzt wird.

Dies Video ist eine Veranstaltungsreihe der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU zum Thema Wasserstoff (MIT Ruhr, Enneppe-Ruhr und MIT Kreis Recklinghausen)